Die Geschichte des Taiji

Der Legende nach hatte Zhang Sanfeng, ein daoistischer Mönch und Kampfkünstler der Wudang-Berge im 12. Jahrhundert die Prinzipien des Taijiquan entdeckt, als er einen Kampf zwischen einer Schlange und einem weissen Kranich beobachtete.

Die Schlange war mit ihren weichen und fliessenden Bewegungen stets bereit für Angriff und Verteidigung und somit dem Kranich überlegen, welcher vor jedem Hieb zum Zielen innehalten musste.

Historisch ist die Existenz von Zhang Sanfeng allerdings nicht nachgewiesen.

Generell ist die Geschichte das Taijiquan schwer nach zu vollziehen, nicht auch zuletzt aufgrund der Tatsache, dass viele Taiji Meister Analphabeten waren und ihre Kunst nur innerhalb der Familie weitergegeben haben.

Mitte des 16. Jahrhunderts veröffentlichte Qi Jiguang das Buch „Die 32 Arten der Boxformen“. Darin gibt es erste Hinweise auf Techniken, die auch heute noch im Chen-Stil zu finden sind.

General Chen Wangtin aus dem Dorf Chenjiagou soll (laut Überlieferung der Familie Chen) aus seinem Wissen über die Kampfkünste und des Daoismus das Taijiquan entwickelt haben.

Der Chen-Stil gilt somit als erster Taijiquan-Stil und wurde bis Anfang des 19. Jahrhunderts nur innerhalb der Familie tradiert und weiterentwickelt.

Das änderte sich als Chen Changxing, Meister des Chen-Stils in 14. Generation, Yang Luchan als ersten Aussenstehenden in den Kreis der Familie als Schüler aufgenommen hatte.

Seine Weiterentwicklungen mündeten in der Begründung des Yang-Stils.

Auf seiner Reise durch China forderte Yang Luchan 18 Meister heraus. Jeden Kampf gewann er – mit nie mehr als zwei Bewegungen. Jetzt hieß er “Yang, der nicht kämpft”.

Mit der Devise “der Gebrauch von Taiji als Selbstverteidigung ist erst in zweiter Linie wichtig” begann er als Erster öffentlich in Peking zu unterrichten. Er wurde oberster Leibwächter des Kaisers, Lehrer des Kaisers und Lehrer der Palastwache.

Authentisches Taijiquan

Im 19. Jahrhundert war Taijiquan ausschließlich einer militärischen Elite vorbehalten. Lebenswichtige Details der Übungen galten als militärische Geheimnisse. Die Öffentlichkeit kannte nur Taiji-Varianten, die diese Details nicht preisgaben. “Authentisch” bedeutet das uneingeschränkte Wissen und Können des Taijiquan.

Yang Chengfu, Enkel des Yang Luchan, sorgte nach dem Revolutionsjahr 1911 für die Verbreitung des authentischen Taijiquan in der Yang-Familientradition in ganz China. Er ist Pionier der uneingeschränkten Weitergabe des authentischen Taijiquan und unterrichtete im Laufe seines Lebens 10.000 Schüler. Er ist der wichtigste Taiji-Meister des 20. Jahrhundert.

Heute gibt es mehrere Millionen Taiji-Praktizierende.

Die Traditionslinie

Authentisches Taijiquan wird auch als Inneres Taiji bezeichnet. Viele Taiji Schulen, die sich von der Yang-Familientradition ableiten, unterrichten das detailärmere äußere Taiji, so wie es im 19. Jahrhundert für die öffentlichkeit bestimmt war.

Die Lehre des authentischen Taijiquan nach der Yang-Familientradition führt von Yang Luchan (1. Generation), über Yang Chengfu (3. Generation) und Yang Shouchung (4. Generation) zu K. H. Chu (“Chu-London”, 5. Generation, Großmeister), dem Lehrer von Frieder Anders. Er hat Meister Frieder Anders (6. Generation) über mehr als 25 Jahre in die Geheimnisse des authentischen Taijiquan nach der Yang-Familientradition eingeweiht.

2002 wurde Frieder Anders, als erster Europäer, zum Meister in dieser Traditionslinie ernannt.